Das war der EU-Connectathon 2015! Ein Live-Bericht

By 06/05/2015Aktuelles

Das war der EU-Connectathon 2015! Ein Live-Bericht

08/05/2015

Der EU-Connectathon, eine der wichtigsten Veranstaltungen betreffend der Interoperabilität von IT-Systemen im Gesundheitswesen, wurde dieses Jahr in Luxemburg ausgetragen.

Veranstaltungsort war die Luxexpo im Stadtteil Kirchberg von Luxemburg-City, ein Veranstaltungszentrum mit hervorragender Verkehrsanbindung und perfekten Voraussetzungen für ein Event dieser Größe.

Als Mitarbeiter der Firma HCS Health Communication Service GmbH waren wir heuer bereits zum dritten Mal auf einem EU-Connectathon anwesend. Die Vorbereitung unserer Produkte für die Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), deren technische Grundlage das IHE Framework bildet, machte die Teilnahme an dieser Veranstaltung selbstverständlich. 2013 konnten wir als Besucher des gleichzeitig stattfindenden IHE World Summit in Istanbul kurz Connectathon Atmosphäre schnuppern, als wir von Eric Poiseau durch die Location geführt wurden. Der EU-Connectathon 2014 in Wien war dann unsere erste aktive Teilnahme, bei der wir unser Produkt med connect 4 ausführlich auf Interoperabilität mit den Systemen anderer Hersteller testen konnten.

Am Sonntag traten wir gemeinsam mit dem Systema IHE Team aus Linz die Reise nach Luxemburg an. Bereits am Flughafen Wien trafen wir auf bekannte Gesichter. Jürgen Brandstätter und Alexander Schanner reisten als Vertreter von IHE Austria ebenfalls nach Luxemburg zum Meeting von IHE Europe, welches am Montag parallel zum Connectathon stattfand. Nach der Ankunft im Hotel klärten wir noch den schnellsten Weg zur Luxexpo ab, bevor wir uns ins Zentrum von Luxemburg aufmachten, um ein gemütliches Abendessen zu genießen.

Pünktlich um 08:00 holten wir montags unsere Connectathon Badges vom Registration Desk und betraten als einer der ersten Teilnehmer die zu diesem Zeitpunkt noch schwach beleuchtete Halle. Wir hatten unseren zugeteilten Platz auf Tisch B2 schnell gefunden, die Infrastruktur (Stromverteiler und Netzwerkkabel) war bereits perfekt vorbereitet worden. Bis zum offiziellen Start der Tests um 10:00 waren anfängliche Netzwerkprobleme behoben, der Saal mit Teilnehmern gefüllt und hell erleuchtet und unsere Systeme bereit zum Testen.

An dieser Stelle möchten wir zwei Institutionen vorstellen, die auf jedem Connectathon eine ganz wesentliche Rolle spielen. Das Test-Management Tool „Gazelle“ enthält für jeden Teilnehmer, abhängig von den angemeldeten IHE-Profilen und -Aktoren, eine Liste der zu absolvierenden Tests und die dafür verfügbaren Testpartner. Beginnt man mit einem spezifischen Testpartner einen Testlauf, so wird dieser ebenfalls in Gazelle erfasst und verwaltet. Die Monitore sind eine unabhängige Gruppe von ca. 50 IHE Spezialisten, welche für die Prüfung der Testläufe verantwortlich sind. Monitore sind eindeutig erkennbar an ihren roten T-Shirts mit der Aufschrift „MONITOR“ und haben ihre Plätze in der Mitte der Halle. Sie werden aktiv, sobald der Status eines Testlaufs in Gazelle von einem der Testpartner auf „To be verified“ geändert wird.

Tag 1

Zu Beginn des ersten Tages stand die Synchronisation der Systemzeit mit einem gemeinsamen Zeitserver auf dem Programm, welche auf allen Systemen durchgeführt werden muss. Diese ist nicht nur für Systeme im Live-Betrieb von essentieller Bedeutung, sondern erleichtert auch das Testen am Connectathon enorm, da dadurch die Timestamps in den Logs unterschiedlicher Systeme und am Proxy konsistent sind. In Gazelle gibt es unter dem IHE Profil Consistent Time (CT) einen separaten Test für diese Aktivität. Die erfolgreiche Durchführung wurde von den Monitoren direkt auf unserem System kontrolliert.

Als nächstes widmeten wir dem Profil Audit Trail and Node Authentication (ATNA) unsere Aufmerksamkeit. Das sogenannte ATNA Questionnaire wird schon im Zuge der Pre-Connectathon Tests ausgefüllt, die bisherige Word-Vorlage wurde dieses Jahr durch ein interaktives Online-Formular ersetzt. Während des Connectathons werden dann generierte Audit-Nachrichten validiert und die Kommunikation mit Audit-Repositories getestet. Auch zu diesem Profil gehört die Prüfung der TLS-verschlüsselten Kommunikation mit Authentifizierung via Client- und Serverzertifikaten.
Am Nachmittag begannen wir, Testpartner für Patient Identifier Cross-referencing (PIX) Client Tests zu suchen und konnten bis zum Ende des Tages mit insgesamt vier Partnern erfolgreich testen.

Tag 2

Am zweiten Tag fanden zwei Cross-Enterprise Document Sharing (XDS) Sessions statt, bei denen wir als Document Consumer teilnahmen. In diesen Sessions werden Kombinationen von XDS Registry und Repository Systemen unterschiedlicher Hersteller gebildet. Für uns als XDS Consumer vereinfacht dies die Suche von Testpartnern und bis zum Ende des Tages konnten wir mit mehr als der geforderten Anzahl an Partnern erfolgreich testen und lagen allgemein sehr gut im Zeitplan.

Tag 3

War die Atmosphäre in der Halle an den ersten beiden Tagen noch sehr entspannt gewesen, so konnte man am dritten Tag eine gewisse Anspannung spüren. Wir wurden erstmals von Registry/Repository Systemen aktiv zu XDS Tests angesprochen, parallel dazu führten wir auch schon die ersten PIX V3 Client Tests durch. Am Nachmittag wurde auch mit den Cross-Enterprise User Assertion (XUA) Tests, welche etwas aufwändiger in der Durchführung sind, begonnen. Nach diesem anstrengenden Tag packten wir erst um 17:45 unsere Sachen und machten uns von der Luxexpo auf unseren Weg ins Hotel.

Tag 4

An diesem Tag konzentrierten wir uns primär auf die Fertigstellung aller erforderlichen XUA und PIX V3 Tests. Zu Mittag konnten wir diese abschließen, sodass zu diesem Zeitpunkt unser Soll an Testläufen erreicht war. Ab ca. 13:00 wurde der Status „Critical“ in Gazelle freigeschalten. Dieser ermöglicht es Herstellern, für solche Testläufe eine priorisierte Verifizierung anzufordern, welche sie für einen erfolgreichen Abschluss noch unbedingt benötigen. Trotz entsprechender Verwendung dieser Option blieb leider einer unserer XUA Testläufe nicht verifiziert.

Um 18:00 wurden wir von einem Bus für das Social Event abgeholt. Ziel der Fahrt war Remich an der deutsch-luxemburgischen Grenze. Dort ging es auf eine zweistündige Bootstour, die uns zum berühmten Ort Schengen am Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg und wieder zurück nach Remich brachte. Inkludiert waren ein Begrüßungssekt, ein dreigängiges Abendessen und viel Zeit für nette Unterhaltungen in entspannter Atmosphäre.

Tag 5

Ursprünglich hatten wir erwartet, dass der letzte Tag des Connectathon ebenso entspannt beginnen würde wie im Jahr zuvor: alle erforderlichen Tests durchgeführt und verifiziert. Nun hing aber doch der Schatten eines einzelnen unverifizierten XUA Tests über uns, was uns etwas beunruhigte. Die Nachfrage bei einem Monitor brachte aber schnelle Abhilfe, innerhalb weniger Minuten war auch dieser letzte Test verifiziert und unsere Gazelle Testliste erstrahlte in einheitlichem Grün.

Den Rest des Vormittags verbrachten wir mit XDS Consumer Tests, um die wir von Registries bzw. Repositories gebeten wurden, welche noch nicht alle Tests abgeschlossen hatten. Obwohl diese Tests optional für uns sind, ist es doch ein gutes Gefühl, andere Hersteller beim Erreichen Ihres Ziels zu unterstützen.

Um 11:30 hielt Eric Poiseau seine Abschlussrede und bedankte sich bei allen Teilnehmern, Monitoren und dem gesamten Organisationsteam. Pünktlich um 12:00 wurde Gazelle heruntergefahren, was das Ende aller Testläufe und gleichzeitig des gesamten EU-Connectathon 2015 bedeutete.

Fazit

Die Teilnahme am Connectathon ist, besonders aus technischer Sicht, eine unschätzbar wertvolle Erfahrung. Jeder Testpartner hat eine andere technische Basis, eine andere Implementation und andere Erfahrungswerte. Schlägt ein Testlauf beim ersten Versuch fehl, so ist das keineswegs eine unerwünschte Erfahrung. Stellt sich heraus, dass das eigene Produkt eine Unzulänglichkeit aufweist, so hat man die Möglichkeit, diese sofort zu beheben. Liegt der Fehler aber am Testpartner, so erweitert man sein Wissen über mögliche Fehlerquellen und weiß, worauf man in Zukunft achten muss. Deshalb sind wir auch in diesem Jahr mit einem besseren Produkt und umfangreicherem Know-How vom Connectathon zurückgekehrt.

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Über die Autoren

Christoph Unfried

Teamlead Software Development, Health Communication Service GmbH, A COMPUGroup company

Arbeitet seit 2001 in der Software Entwicklung bei medical net bzw. HCS. Arbeit an der Software für gerichteten Befundversand, elektronische Laboranforderung und ELGA Anbindungskomponenten. Aktives Mitglied bei Hl7 Austria und seit 2012 Vorstandsmitglied im Verein.

Links zur Person:

Stefan Podskubka

software development, Health Communication Service GmbH, A COMPUGroup company

Arbeitet seit 2000 in der Software Entwicklung bei medical net bzw. HCS. Arbeit an der Software für gerichteten Befundversand und ELGA Anbindungskomponenten.

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